Welche Regelungen gibt es für Balkonkraftwerke in anderen Ländern
Mit dem Solarpaket I hat sich für Balkonkraftwerke in Deutschland in den letzten Monaten einiges geändert, so wurde z. B. die Leistungsgrenze angehoben und die Regelungen hinsichtlich des Aufstellortes wurden gelockert. Doch wie sieht es eigentlich in anderen Ländern aus? Welche Regelungen gelten dort bezüglich Balkonkraftwerken und wie beliebt sind die kleinen Solaranlagen anderswo auf der Welt?
In diesem Blogartikel möchten wir die Lage in Deutschland mit der in anderen Ländern vergleichen – was vielleicht auch dabei hilft, zukünftige Änderungen in Bezug auf Balkonkraftwerke vorherzusehen.
Welche Regelungen gibt es für Balkonkraftwerke in anderen Ländern?
Europa
Während Deutschland mit dem Solarpaket I jüngst viele Hürden für Balkonkraftwerke abgebaut hat, zeigt ein Blick nach Europa, dass andere Länder bereits weiter sind – oder sich deutlich schwerer tun. In Frankreich etwa gilt eine Bagatellgrenze von 3 kWp für genehmigungsfreie Plug-and-Play-Anlagen. Eine Anmeldung ist hier nur aus steuerlichen Gründen erforderlich – das Netz selbst darf in der Regel auch ohne umfassende Prüfprotokolle genutzt werden. Auch Italien zeigt sichliberal: Bis zu 800 Watt Leistung sind ohne Anmeldung erlaubt, und einige Regionen fördern Balkonkraftwerke zusätzlich über regionale Energieeffizienzprogramme.
Anders sieht es in Spanien aus: Zwar gibt es auch hier großzügige Förderungen und eine hohe Sonneneinstrahlung, doch bürokratische Hürden wie die sogenannte „Autoconsumo“-Registrierung bremsen den Ausbau. Noch restriktiver ist es in Österreich, wo Anlagen über 800 Watt meldepflichtig sind, und häufig zusätzliche Installationsanforderungen gelten – etwa ein verpflichtender Zählertausch auf eigene Kosten. Deutlich einfacher wird es in den Niederlanden: Hier darf man bis zu 600 Watt einspeisen, ohne dies melden zu müssen.
Warum gibt es keine europaweite Regelung?
Eine einheitliche gesetzliche Grundlage für Balkonkraftwerke in Europa existiert nicht – das hat sowohl politische als auch technische Gründe. Stromversorgung und Netzbetrieb gehören in der EU zum Kompetenzbereich der Mitgliedstaaten. Trotz der Richtlinie über erneuerbare Energien (RED II), bleibt die konkrete Ausgestaltung in nationaler Hand.
Ein weiterer Punkt ist auch die Netzstruktur. In Ländern mit zentraler Stromversorgung (z. B. Frankreich) ist die Einspeisung technisch anders geregelt als in dezentralen Systemen wie in Deutschland oder Dänemark. Einheitliche Obergrenzen wären deshalb weder technisch sinnvoll noch politisch durchsetzbar. Die EU beschränkt sich bislang darauf, Grundprinzipien wie Netzzugang oder Förderfähigkeit zu definieren – die konkrete Umsetzung bleibt national.
Asien
Asien ist ein Flickenteppich, was die Gesetzgebung zu Balkonkraftwerken betrifft – die Unterschiede könnten kaum größer sein. In Japan etwa wird Solarenergie stark gefördert, doch das Konzept des Balkonkraftwerks existiert dort bisher kaum. Die Gebäudeinfrastruktur in Ballungsräumen ist oft nicht geeignet für Plug-and-Play-Anlagen und der Eigenverbrauch ist durch hohe Netzgebühren wenig attraktiv. Dafür gibt es viele Mietmodelle für Dachanlagen.
Ganz anders sieht es in China aus: Dort werden seit Jahren dezentrale Solaranlagen auf Dächern massiv subventioniert. In vielen Provinzen gibt es steuerliche Vorteile, vereinfachte Genehmigungsverfahren und standardisierte Plug-in-Anlagen mit Speicherlösungen. Dasselbe gilt für Südkorea, wo es ein nationales Programm zur Förderung von Mini-Solaranlagen bis 1 kWp gibt, inklusive Einbauhilfe und Zuschuss.
Australien
Australien gilt als Solar-Vorreiter – nicht zuletzt dank seiner fast durchgängig hohen Sonneneinstrahlung und den vergleichsweise niedrigen Hürden für die Installation. Doch auch hier ist das Balkonkraftwerk im engeren Sinne eher eine Randerscheinung. Die meisten Haushalte setzen auf klassische Dachanlagen mit Wechselrichtern und Speicherlösungen.
Die Gesetzgebung ist jedoch bereits offen für kleinere Systeme. So können Plug-and-Play-Anlagen bis 1 kWp mit minimalem Aufwand angemeldet werden. Ein großer Vorteil: In Australien gibt es einen einheitlichen Netzzugangs-Code, der im gesamten Land gilt – das erleichtert die Registrierung und den Netzanschluss erheblich.
USA
In den USA hängt alles vom Bundesstaat ab. Während Kalifornien, New York oder Massachusetts progressive Regelungen für heimische Solarenergie anbieten, gibt es in anderen Bundesstaaten kaum relevante Förderungen oder sogar Hindernisse. Grundsätzlich sind Balkonkraftwerke in den USA erlaubt, doch viele Energieversorger verlangen aufwendige Netzanmeldungen, auch bei kleinen Leistungen. Außerdem ist die Netzstruktur in vielen Regionen nicht für rückgespeiste Energie ausgelegt, was technische Begrenzungen mit sich bringt.
In urbanen Gebieten wie San Francisco oder Seattle gibt es private Initiativen, die Balkonkraftwerke populärer machen – insbesondere in Mietwohnungen. Insgesamt stehen die USA diesbezüglich aber hinter Europa zurück und es wird aktuell kein politischer Fokus auf das Thema gelegt.
Wo auf der Welt wird private Solarenergie gefördert?
Förderung ist einer der entscheidenden Hebel, um Bürger und Bürgerinnen zur Investition in eigene Solartechnik zu bewegen. Im internationalen Vergleich stechen folgende Förderungen hervor:
Land | Förderung | Ziele |
Deutschland | Steuerbefreiung, EEG, reduzierte Bürokratie | Plug-and-Play jetzt einfacher möglich |
Frankreich | Einspeisevergütung, Steuerrabatt | Wenig Bürokratie, hohe Akzeptanz |
Italien | „Superbonus“, Steuerabzug | Sehr einfache Anmeldung für Mini-Anlagen |
Südkorea | Zuschüsse für Kleinstanlagen | Staatliche Förderung inkl. Installationshilfe |
China | Lokale Subventionen, Steuererleichterung | Flächendeckende Programme in vielen Provinzen |
USA (Kalifornien) | Steuerkredit, Net Metering | Hängt stark vom Bundesstaat ab, eher weniger verbreitet |
Wie wichtig ist die jeweilige Gesetzgebung für die Beliebtheit und Verbreitung von Balkonkraftwerken in anderen Ländern?
Die Regelungen vor Ort entscheiden maßgeblich darüber, ob sich Balkonkraftwerke durchsetzen können – das zeigen die Erfahrungen. In Ländern wie den Niederlanden oder Italien, in denen es geringe Hürden, finanzielle Anreize und eine hohe Akzeptanz gibt, ist der Marktanteil von Balkonkraftwerken mittlerweile deutlich höher.
Dagegen bleiben Balkonkraftwerke in Ländern mit starren Genehmigungsprozessen, fehlender Netzkompatibilität oder mangelnden Förderprogrammen oft ein Randthema. Der Erfolg hängt also weniger vom technischen Potenzial ab – das ist in fast allen Ländern gegeben – , sondern vielmehr von der politischen Unterstützung.